EFA_diario #6: „Why should we care?“


Wie jedes Jahr Ende August haben sich auch dieses Jahr führende Wissenschaftler, Politiker der ersten Riege und Stipendiaten aus aller Welt für das Europäische Forum Alpbach zusammengefunden. Neu jedoch ist das Wie. Die physische Präsenz in Alpbach ist wie so Vieles in diesem Jahr durch die COVID-19-Pandemie in die ewigen Weiten desWorld Wide Webs transferiert worden. Dass die COVID-Pandemie auch das vorherrschende Thema des diesjährigen Forum Alpbachs ist, mag deshalb kaum überraschen.

Bei einem genaueren Blick auf das diesjährige Programm des Forum Alpbach ist jedoch ersichtlich, dass abseits der COVID-Pandemie noch ein weiteres Thema besonders heraussticht, nämlich der Klimawandel. Im Zuge einer Diskussion rund um das Thema „Climate and the Environment – European Perspectives“ stellte die österreichische Ministerin für Klimaschutz* Leonore Gewesseler eine fundamentaleFrage bezüglich des Klimawandels in den Raum: „Why should we care?“.

Credits:European Forum Alpbach

Wenn wir eines aus der COVID-Pandemie lernen sollten, dann ist es die Tatsache, dass eine globale Krise weder an nationalen Grenzen noch vor gewissen BevölkerungsschichtenHalt macht. Aus dem Alltag gerissen, merkt momentan ein jeder von uns was es heißt eine globale Krise zu erfahren. Im Gegensatz zu COVID wird es gegen den Klimawandel aber keine Impfung geben. Trotz der mittlerweile fundierten wissenschaftlichen Basis melden sich jedoch immer wieder Skeptiker zu Wort, die den anthropogenen Treibhauseffekt anzweifeln. Dies mag sicher daran liegen, dass ein solch komplexes Phänomen wie der Klimawandel schwer zu veranschaulichen ist.

Der Ozeanologe Martin Visbeck betonte in der Diskussionsrunde zum Thema „Climate and the Environment“, dass er die Wissenschaft selbst in der Pflicht sieht, diese Skepsis auszuräumen. Einen wesentlichen Grund für die Anzweiflung wissenschaftlicher Studien und Forschung zum Thema Klimaschutz sieht er in deren Zugänglichkeit. Wissenschaftler sollten über ihre Forschung in einer Weise kommunizieren, sodass sie allgemein verständlich ist und mehr Menschen erreichen kann. Zudem sollte es zentrale Aufgabe der Wissenschaft sein, den Fokus von den negativen Auswirkungen des Klimawandels abzuwenden undsich lösungsorientierten Ansätzen hinzuwenden. 

Das richtige Rahmenwerk für lösungsorientierte Ansätze hat die Europäische Union durch den European Green Deal Endedes letzten Jahres selbst gesetzt. Oberstes Ziel des Green Deals ist die Klimaneutralität der EU bis 2050. Der dazugehörige Aktionsplan sieht dafür u.a. ein europäisches Klimagesetz, eine Wasserstoffstrategie, eine Kreislaufwirtschaftsstrategie, eine Biodiversitätsstrategie und die Einführung des CO2-Grenzausgleichsystems vor. Bleibt also nur zu hoffen, dass der Green Deal nicht aufgrund von politischen Schwierigkeiten irgendwo auf der Strecke bleibt. In einem Punkt sind sich nämlich alle Diskussionsteilnehmer des Panels „Climate and Environment“ einig: der European Green Deal hat das Potential, ein Gamechanger im Klimaschutz zu sein.

*Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

von Manuel Tarfusser