EFA_diario #8: To be or not to be? That is the question!


Nach eineinhalb Wochen Alpbach freue ich mich über einen ruhigen Vormittag, den ich mit Schlafen verbringe. So genussvoll habe ich die Morgenstunden schon lange nicht mehr verbracht. Die Seminarwoche liegt nun hinter mir. Der tägliche Theaterworkshop mit den RADA Jung-SchaupielerInnen und das „Dojo-Warrior of the Heart“-Seminar waren Nahrung für die Seele aber auch eine körperliche Herausforderung. Schon lange nicht mehr habe ich meinen Körper so intensiv gespürt und eine solch geistige Klarheit erlebt. Ganz ungewohnt ist es, dass jede Zelle meines Körpers lebendig ist. Ich fühle mich eins mit der Welt und ein innerer Frieden breitet sich aus. AIKIDO – der erste Kontakt meinerseits mit einem großen Schwert. DOJO – ein Ort der Praxis und des Friedens. Es fühlt sich gut an, ein Schwert aus Holz in der Hand zu halten. Und das, obwohl ich mir bis jetzt immer sicher war, dass nur eine Welt ohne Waffen Frieden bringt. In meiner Kindheit habe ich ein kleines Holzschwert zum Spielen benutzt und war fasziniert davon. Irgendwann dann bin ich „erwachsen“geworden und habe diese Waffe als einen Kriegsstifter gesehen.

CASA-Stipendiatinnen Anna Katharina, Anna und Klara beim Sonnenaufgang auf der Gratlspitze

Aber das Schwert verhilft mir zu einem anderen Blick auf die Welt. Ich stehe im Fluss neben dem Weg der Besinnung und halte den Bokken, das Holzschwert, in der Hand und spüre, wie ich ruhig werde. Die Kunst des Friedens soll ich durch das Schwert erfahren. Mut, Weisheit, Liebe und Freundschaft… das sind die Werte, die durch die Praxis vermittelt werden. Auch der Theaterworkshop hat mich sehr geerdet. Mensch sein – und Körper – nicht nur im Kopf zu bleiben, sondern eine tiefe Verbundenheit mit der Natur und anderen Menschen zu spüren. Ist es nicht das, was uns verbindet? Wenn sich jeder Mensch besser spüren würde, wäre die Welt eine andere – eine friedlichere Welt, in der wir lernen, Wut und Aggressionen, Trauer und Frustration, Enttäuschungen und andere Emotionen zu leben, bevor deren Unterdrückung dazu führt, dass sich jemand in die Luft sprengt oder der Natur Schaden zufügt. ATMEN und SEIN und dadurch mit der Vergangenheit Frieden schließen und mutig in die Zukunft schauen und ins TUN übergehen. Die Veränderung sein, die man in der Welt sehen möchte. Ich glaube nicht mehr daran, dass unsere Politiker etwas verändern können. Auch unsere Wirtschaft steht am Anschlag. Weizsäcker, der Mitgründer des Club of Rome hat in seinem Kamingespräch zum wiederholten Male betont, dass unendliches Wirtschaftswachstum in einer begrenzten Welt nicht funktionieren kann. Dass Leute immer noch so handeln, als wären die Ressourcen unseres Planeten unendlich, stimmt mich traurig. Hoffnung spüre ich, wenn ich an die Kraft der Gemeinschaft denke und an die Entfaltung des Potentials, das in jedem/r Einzelnen von uns steckt. EARTH CARE, PEOPLE CARE, FAIR SHARE, das sind die Grundsätze der Permakultur, die mich schon seit einigen Jahren begleiten und mich lehren.
Ich bin überzeugt davon, dass wir in der Lage sind, viele kleine Paradiese auf der Erde zu schaffen, in denen Meinungsfreiheit und ein aktives Miteinander gepflegt werden. Alpbach ist solch ein kleines Paradies. Mit guter Luft, klarem Wasser und Menschen, die sich darum bemühen, diesen Ort zu erhalten und weiterzuentwickeln.

 

 

Anna Stimpfl