Wiesenpicknick: Platz für Flüchtlinge in unserer Gesellschaft?


Credits: Philipp Naderer, Europäisches Forum Alpbach

Credits: Philipp Naderer, Europäisches Forum Alpbach

Fernab vom Trubel in den Konferenzsälen und sämtlichen Krawattenträgern traf sich der Club Alpbach Südtirol Alto Adige am 23. August 2014 auf der Wiese des Böglerhofs zu einem informellen Wiesenpicknick, um mit ExpertInnen und Interessierten über das Thema „Asyl & Sprache, Asyl & Recht“ zu sprechen. Dazu lud der CASA die Fremdsprachentrainerin Alexa Leitner und David Geigner von der Unabhängigen Rechtsberatung Tirol als ReferentInnen ein.

Für mich war es eine willkommene Abwechslung im Freien das relativ schöne Wetter zu genießen (nach so viel Regen – endlich!!!), dabei die Landschaft Alpbachs zu bewundern und dem kritischen Gespräch zuzuhören. Die Veranstaltung war ganz anders als viele der Seminare und Konferenzen beim Europäischen Forum Alpbach: Während Wirtschaft bei den Panels und Seminaren des Forums stets eine zentrale Rolle spielt, wurde beim Wiesenpicknick das Schicksal der Flüchtlinge in den Mittelpunkt gerückt. Rechtliche, humanitäre, kulturelle sowie sprachliche Themen wurden diskutiert, anschließend gab es ein Picknick mit Südtiroler Köstlichkeiten.

David Geigner berichtete von rechtlichen Aspekten in Zusammenhang mit Flüchtlingen und dem österreichischen Asylverfahren, das zahlreiche Hürden für AsylbewerberInnen darstellt, die oft Jahre auf eine Antwort vonseiten der Behörden warten müssen. Er erzählte uns auch einzelne Geschichten über Flüchtlinge, die oft völlig erschöpft in Österreich ankommen und meist keinerlei Rechte besitzen: Sie dürfen keiner Arbeit nachgehen und werden oft nicht als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft behandelt.

Alexa Leitner sprach vor allem über ihre Erfahrungen mit Flüchtlingen im Deutschunterricht. Dabei betonte sie, wie schwierig es für MigrantInnen sei, die deutsche Sprache zu erlernen, da sie oft keine Alphabetisierung genossen haben oder ihre Sprache sich stark von der deutschen unterscheidet. Da die Flüchtlinge aus verschiedenen Regionen der Welt stammen und eine Vielzahl an Sprachen sprechen, muss der Deutschunterricht oft wie bei Kindern in der Grundschule ohne Vergleich mit anderen Sprachen (deren Grammatik, Vokabular etc.) unterrichtet werden . Eine weitere Schwierigkeit stellt der Tiroler Dialekt dar, der in einigen Fällen sehr stark von der Standardsprache abweicht. Außerdem betonte Frau Leitner, dass das Verständnis für die Kultur der Flüchtlinge und wenige Kenntnisse ihrer Sprachen bereits helfen können, um die Flüchtlinge für das Erlernen der Deutschen Sprache zu motivieren.

Migration ist ein Thema, das uns in den kommenden Jahren immer mehr beschäftigen wird, dem wir uns nicht entziehen können. Dennoch hat das Thema in den großen Konferenzen der Europäischen Forum Alpbach im Erwin-Schrödinger-Saal noch keinen Platz gefunden. Es scheint so, als wolle oder könne man hier in dieser Idylle solch kritischen Themen aus dem Weg gehen. Noch…

von Jessica Herz