InEquality – Open Air Art Show: Ein Erfahrungsbericht


Von David Calas

Kunst im öffentlichen Raum gab es in der Geschichte des Europäischen Forum Alpbach bereits, in dieser Form sind die Kunstinstallationen zum ersten Mal in Erscheinung getreten. Sehr präsent, aber auch versteckt wurden acht Positionen von sechs ausgewählten KünstlerInnen aus der EUREGIO Region bespielt. Initiatoren waren durch die Initialzündung von CASA (Club Alpbach Südtirol / Alto Adige) auch der Südtiroler Künstlerbund (SKB), das Forum Alpbach, Franzmagazine und Studio Calas – gebündelte Kräfte, die an einem Strang gezogen haben, um diesem Kunstevent im öffentlichen Raum Qualität, Ausdruck und Sichtbarkeit zu verleihen. Letzte Woche ging die #EFA15 zu Ende; Zeit für einen Erfahrungsbericht.

Die Redner ließen wenig Platz für die Kunst – also musste der CASA blitzschnell eingreifen

23.08. Tiroltag – offizielle Eröffnung des Europäischen Forum Alpbach. Um ca.15:00 stehen alle Künstler, Initiatoren und Organisatoren (in Reih und Glied) im Erwin-Schrödinger Saal des Alpbacher Kongresszentrums bereit, um auf die Bühne geholt zu werden und das Projekt InEquality vorzustellen. Die überzogene Zeit und die erschöpften EUREGIO Redner (überwiegend Landeshauptmänner) sowie auch ein ermüdeter Franz Fischler, ließen wenig Platz für die Kunst, – mit einem Satz wurde auf die „Open Air Art Show“ hingewiesen und zur „Marende“ auf die Terrasse des Kongresszentrums geladen. Was geschah nun? Mit einem blitzschnell reagierenden Team des Forum Alpbach wurde die Vorstellung des Kunstprojektes in den öffentlichen bzw. halböffentlichen Raum übertragen. Also nicht ganz nach Programm jedoch im Sinne der Ausstellung, die ja für den öffentlichen Raum und gut positionierte Kunst steht. Die anwesenden Gäste waren zwar mit Würsten, Bier und Wein beschäftigt, man konnte jedoch die Interaktion mit Kunst förmlich sehen. Anwesende Menschen saßen auf Kunstwerken, denen ein neuer Nutzen eingehaucht wurde, ganz im Sinne des Künstlers Peter Sandbichler mit der Installation „Alte Schachteln“. Diese wurden schlichtweg zu dörflichem Mobiliar umfunktioniert und fanden als Garderobe für äußerst dekorative Tirolerhüte eine neue Nutzung. Während sich einige aufgebracht darüber ärgerten, konnten andere nur schmunzeln. Kunst im öffentlichen Raum, publikumsnah und einfach als Teil des Ganzen ohne Ohh- oder Ahh-Lauten. Dieser ersten Tuchfühlung folgte eine Tour, geführt von den Kuratorinnen Monika Sommer und Lisa Trockner, zu den weiteren Installationen. Das Interesse war groß und das Publikum sehr durchmischt, – ein weiteres Indiz, weshalb Kunst im öffentlichen Raum Sinn bei Events dieser Art macht. Verschiedene Interessengruppen und Meinungen sind dabei vertreten und das bei freiem Eintritt und 24h Zugang.

Auch beim Mitlauschen an den Nachbarstischen konnte man die eine oder andere Bemerkung zur Ausstellung hören

Fazit des Auftaktes: spontan,  kreativ, überraschend, mit großer Interaktion, gelungen. Um den Austausch und die Inhaltsvermittlung auch über den weiteren Verlauf des Forumsprogramms aufrecht zu erhalten, wurden für die Folgetage Führungen angeboten. Anfangs wurden diese zweimal täglich angekündigt, man konnte sich jedoch, aufgrund des sehr dichten Programms, nur über wenig Zulauf erfreuen. Umso überraschender waren die unangekündigten Führungen, die bei Gesprächen mit den ForumsteilnehmerInnen, aufgrund des großen Interesses angeboten wurden. Immer wieder nahm man an Tischgesprächen teil, wo die Kunstinstallationen angesprochen wurden. Auch beim Mitlauschen an den Nachbarstischen konnte man die eine oder andere Bemerkung erhören. Vielleicht lag es daran, dass diese öffentliche Art Show einen angenehmen Ausgleich zum strikten Programm bot und jeder Forumsbesucher mindestens zweimal daran vorbei ging. Die Omnipräsenz und die teilweise sehr auffälligen Kunstinstallationen, insbesondere die „Murmeltiere im Glaskasten“ von Irene Hopfgartner, das „Zusatzfenster an der Kirche“ von Giancarlo Lamonaca und „Gaps ahead“ von Chtistine S. Prantauer konnten sich dieser Form der Präsenz erfreuen. Anders lief es bei den kleineren, jedoch thematisch sehr passenden Arbeiten von Jacopo Mazzonelli, Anna Scalfi und Peter Sandbichler. Diese hatten stets eine Interaktion als Grundlage des Kunstwerkes und konnten mit einem Aha-Effekt überraschen. Dabei auffallend war die Unterstützung der lokalen Einwohner von Alpbach. Der Elan und der Wille zur Zusammenarbeit waren in manchen Fällen äußerst wichtig für das Gelingen der Kunstinstallationen. An dieser Stelle ein besonderer Dank an das Team der Waschkuchl, dem Priester von Alpbach, Hotel/Gastahaus Post und dem Sportgeschäft an der Raika Haltestelle.

Die Führungen verliefen zum großen Teil gut. Über den Tag verteilt gab es drei bis höchstens 13 Besucher. Die Führungen wurden mehr als Dialog anstatt als Monolog aufgebaut. Das gemeinsame Erkennen bzw. Erfragen der Kunstinstallation bleibt bei einer Inhaltsvermittlung ein sehr wichtiger Bestandteil. Dies wurde auch so gehandhabt. Jene Besucher, die sich für die ca. 40 minütige Tour begeistern ließen, fielen besonders durch ihr großes Interesse auf. Beeindruckend war ein älteres Pärchen, das extra aus Wien angereist war um sich die Kunstinstallationen in Alpbach anzuschauen. Die bunt gemischten Besucher von jung bis alt, sowie mit unterschiedlichen Berufshintergründen- vom Politiker bis zum Studenten, zeichneten das Publikum der Open Air Art Show aus. Fairerweise muss man auch zugeben, dass an zwei Terminen niemand erschien, die Suche nach BesucherInnen sich jedoch als äußerst unterhaltsamer Zeitvertreib erwies. Immerhin auch eine Form der Inhaltsvermittlung.

Die Installationen werden wohl länger im Gedächtnis der Besucher bleiben als so manche Diskussionsrunde

Fazit der Führungen: über die Woche verteilt, nach der Eröffnung, an die 70 Besucher aus acht verschiedenen Nationen. Durchwegs großes Interesse und Dialogbereitschaft der Besucher (dafür waren aber die „Richtigen“ dabei!). Man könnte sich mehr erwarten, jedoch muss man auch annehmen, dass Kunst im öffentlichen Raum als Rahmen gehandhabt wurde und als Einstimmung auf die Thematik gedacht war. In dieser Hinsicht konnte mittels der prominenten Präsenz der Kunst und der damit entstandenen Auseinandersetzungen ein toller Erfolg erzielt werden. Die Installationen wurden als Teil von informellen Diskussionen rund um das Forumsgeschehen und in Presseberichten erwähnt und im Gedächtnis der Besucher werden diese wohl auch bleiben. Denn schließlich bleibt ein Akzent in einer so perfekten Kulisse  präsenter im Kopf als eine überzogene Diskussionsrunde.