Alpines Denkerdorf und was bleibt


Von Stefan Raffeiner

„Eine gute Sache, dieses Alpbach / great stuff, that Alpbach Forum / is schon wos g’scheids, des Alpbach“. Ein Satz, der immer wieder zu hören war in den wohl „drei“ offiziellen Sprachen des Forums: Deutsch, Englisch und „Österreichisch“.

An die 700 Stipendiaten – Studenten und Jungakademiker – rund die Hälfte Österreicher, die anderen aus über 60 Ländern, hatten die Möglichkeit, am Europäischen Forum Alpbach zum Generalthema „Gerechtigkeit – Verantwortung für die Zukunft“ dank privater und öffentlicher Sponsoren teilzunehmen. Viele aus Südosteuropa, wo das Forum besonders gut vertreten ist, aber auch aus den europäischen Mitgliedsstaaten sowie aus den USA, Indien, Israel und selbst aus den Palästinensergebieten, um nur einige Herkunftsländer zu nennen.

Insgesamt fanden sich im knapp 2.500 Einwohner zählenden Alpbach rund 3.500 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Kultur ein. Man muss schon darüber schmunzeln, wie eine klar an ihrem Badge zu erkennende „Meute“ zwei Wochen lang über dieses friedliche Tiroler Bergdorf herfällt.

Startschuss des Forums war der International Evening, an dem die versammelten Clubs und Initiative Groups sich selbst und ihre Region vorstellten. Die erste Woche war, im Sinne einer Hochschulwoche, den meist in englischer Sprache gehaltenen Seminaren gewidmet, die der Stipendiat aus einem interdisziplinären Angebot auswählte. Der erste Sonntag stand als Tiroltag ganz im Zeichen der Europaregion. In der zweiten Woche fanden die verschiedenen Gespräche mit Podiumsdiskussionen statt, unter anderem zu Politik, Wirtschaft und Technologie. Das Programmheft mit einer Rednerliste, die so manche Konferenz in den Schatten stellt, wurde zum ständigen Begleiter. Aber es gehört zur besonderen Atmosphäre Alpbachs, dass auch bekannte Teilnehmer nahbar bleiben. Dies gilt nicht nur für Fragen und Anmerkungen aus dem Publikum, die in keiner Podiumsdiskussion fehlen, sondern insbesondere für jene spontan organisierten Kamingespräche, wo man im kleinen Kreis mit wichtigen Persönlichkeiten plaudert.

Der Club Alpbach Südtirol Alto Adige setzte mit den Wiesenpicknicks eigene Akzente. Zu Speck und Wein hörte man Expertenvorträge und diskutierte mit. Ebenso stieß die vom Austrian Institute of Technology veranstaltete Karrierelounge, bei dem der Club Alpbach Südtirol Alto Adige als Partner eingebunden war, auf positives Echo. Sie bot eine weitere Gelegenheit, Fragen zu stellen und Tipps einzuholen.

Natürlich sind auch Verschnaufpausen vom Denken gegönnt. Abends sorgten vor allem – aber nicht nur – 700 Stipendiaten für Stimmung mit Quizturnieren, Diskoabenden oder im jedem ehemaligen Forumsteilnehmer bekannten Jakober, dem Dorfgasthaus. Zahlreiche Empfänge, gegeben von Ministerien und Verbänden, sorgten für Gaumenfreuden und gemütliche Abende. Noch vor Dämmerung zog es manchen auf die knapp zwei Stunden Fußmarsch vom Dorf entfernte Gratlspitze, um den Sonnenaufgang zu sehen.

Aber das Wichtigste bleibt, was man von Alpbach mitnimmt: Erfahrungen, Denkanstöße und Kontakte; und ja, auch das: viele neue Freunde auf Facebook.