EFA_diario #14: Frauen, Zukunft und Zuversicht


Ich bin sehr neugierig und bis zu einem gewissen Grad auch skeptisch nach Alpbach gefahren. Ich konnte mir nicht so ganz vorstellen, was sich fast drei Wochen lang mehr als 700 Stipendiaten, etliche Politiker und zahllose Experten aus den verschiedensten Bereichen miteinander ausdenken werden. Doch Alpbach hat mich überrascht. Der allgemeine Enthusiasmus hat mich mitgerissen, die Offenheit allem und allen gegenüber begeistert. Politiker und Wissenschaftler waren plötzlich menschlich, abstrakte Fragen einfach und klar. Die Auseinandersetzung mit den anderen Stipendiaten war aufschlussreich, ich konnte sehen, welche Lebenswege und Projekte Gleichaltrige verfolgen.

In Alpbach treffen verschiedenste Lebenswege aufeinander… (Foto: Barbara Trojer)

Inspirierend in Alpbach waren für mich vor allem die Frauen. Weibliche Experten konnten immer wieder überzeugen, sie verfügten über fundiertes Fachwissen und Überzeugungskraft und waren dabei weiblich und stark. Ich möchte hier einige Begegnungen mit Frauen schildern, die mir im Besonderen in Erinnerung geblieben sind.

In der Seminarwoche habe ich den Kurs von zwei Aktivistinnen, der Italienerin Alessandra Quarta und der Inderin Shalini Randeria, zu den Gemeingütern besucht. Sie konnten aus ihrer Erfahrung in der Praxis sowie von ihrem akademischem Background berichten und haben mit ihrem Enthusiasmus uns Teilnehmer für das Thema begeistert.

Bei der Career Lounge konnte ich Heike Riel, IBM Fellow und Physikerin, hosten. Vor dem offiziellen Teil des Abends konnten wir uns beim Abendessen austauschen und darauf angesprochen, worauf es als Frau ankommt, um sich in einem Umfeld wie dem ihren durchzusetzen, meinte sie, man müsse schon einen gewissen Grad an Hartnäckigkeit aufweisen, um zu bestehen.

Bei den Symposien hat mich besonders Mariana Mazzucato fasziniert. Die  italo-amerikanische Wirtschaftswissenschaftlerin, hat bei den Wirtschaftsgesprächen auf der Bühne allen Männern die Show gestohlen, sie war es, die die schlagenden Argumente auf Lager hatte und gefühlt, es gibt ja schließlich keinen Gewinner, die Debatte für sich entschied.

Eine ganz besondere Begegnung war jene mit der 20-jährigen Siham Harfi, Präsidentin der Giovani Musulmani di Bolzano. Sie hat sich vor großem und äußerst kritischem Publikum beim Wiesenpicknick des CASA zum Thema “Frauenrechte im Islam” sehr schwierigen Fragen stellen müssen und ließ sich davon in keinster Weise aus der Ruhe bringen.

Als Summe der Aussagen aller dieser für mich inspirierenden Frauen steht für mich: Es gibt eine Menge zu tun, wir müssen anpacken, uns einsetzen. Und nichtsdestotrotz gilt, dass wir die Zukunft mit Gelassenheit, Engagement und vor allem Zuversicht angehen können.

Expertin Heike Riel im Gespräch bei der Career Lounge 2017 (Foto: Felix Obermair)

 

Barbara Trojer